Sommerbühne * Recorded Landscapes

Recorded Landscapes ist eine Serie aus audiovisuellen Kompositionen von Sabine Vogel, die sich mit Ideen von Heimat, Natur und Identität auseinandersetzen. Die Potsdamer Musikerin hat mit Kolleginnen ihre Heimatorte besucht und sich von ihnen Plätze in der Natur zeigen lassen, die ihnen wichtig sind oder waren. An diesen Orten wurde Audio-und Videomaterial aufgenommen, aus dem dann Kompositionen entstanden sind. Auf der Sommerbühne am Bürgerhaus präsentieren Sabine Vogel und Marta Zapparoli:
Sabine Vogel: »5 Seen« für Video, Zuspiel und Flöten (2019)
Sabine Vogel/Marta Zapparoli: »La Barca Vá« für Video, Zuspiel, verstärkte Flöten, Radio Empfänger, Antennen und Kassetten (2019)
Radio Empfänger, Antennen und Kassetten Marta Zapparoli
Verstärkte Flöte, Video, Live-Elektronik Sabine Vogel
Eine Felsformation manifestiert den Entstehungsprozess einer Landschaft, einen Aufzeichnungsprozess von Bewegung und Evolution. Visuelle Details solcher Formationen können als grafische Partituren behandelt werden, die gespielt werden, um Landschaft in Klang zu verwandeln und dies wiederum kann erneut aufgenommen werden; „Recorded Landscape“ ist somit die Manifestation des Prozesses einer entstehenden Landschaft. Was beinhaltet dieser Prozess einer entstehenden Landschaft? Ist es nicht so, dass jede Präsenz eines Tieres, eines Menschen die Landschaft für den Augenblick des ‚Daseins’ verändert? Und verändert die Landschaft auch mich? Die Landschaft, in der ich aufwachse, prägt mich. Die Dinge, die ich dort erlebe, die Spiele, die ich spiele, die Eindrücke, die ich bekomme, hinterlassen einen Abdruck in meinem ‚Sein’, in meinen ‚Erinnerungsschichten’. Es besteht eine Verbindung zwischen mir und diesem Ort, dieser Landschaft.
For some time now it has seemed to me that the two questions we should ask of any strong landscape are these: firstly, what do I know when I am in this place that I can know nowhere else? And then, vainly, what does this place know of me that I cannot know of myself? (Robert Macfarlane „The Old Ways“)
Die Landschaft, in der man aufgewachsen ist, kann einem ein starkes Gefühl von Heimat vermitteln. Als Musiker*innen reisen wir viel, sind sozusagen ‚auf der ganzen Welt zu Hause’, dennoch haben wir unsere Wurzeln meist an einem sehr spezifischen Ort. Die individuelle Biographie der Musiker*innen wird somit zum Ausgangspunkt der Kompositionen, sie ist ihnen gleichsam unmittelbar geographisch eingeschrieben.
Wie ist es, wenn ich diesen Ort mit jemandem teile? Wenn jemand diesen Ort durch meine Augen sieht, ihn kennenlernt, wahrnimmt? Wenn ich die Geschichten, die ich dort erlebt habe, mit diesem Menschen teile? Dies kann ein tieferes Verständnis für die jeweilige Kultur und auch den Menschen vermitteln und dadurch natürlich auch Auswirkungen auf die Musik und das gemeinsame kreative Schaffen haben. Durch gemeinsames Erleben, sich in die Umgebung ‘eintunen’, hören, wahrnehmen, improvisieren und experimentieren nähern sich die Spieler*innen dem jeweiligen Ort. Aus dem Material entsteht ein audiovisuelle Komposition, der dann die Spieler*innen in Echtzeit eine neue Klangschicht hinzufügen und somit den Prozess einer entstehenden ‘Klang’landschaft immer wieder neu kreieren.
In der Recorded Landscapes #1 Editionsind vier sehr unterschiedliche audiovisuelle Kompositionen entstanden, in denen der von der/dem jeweiligen Musiker*in (Bennett Hogg (UK), Biliana Voutchkova (BUL), Marta Zapparoli (I), Sabine Vogel (D) ) ausgewählte Ort zur Entstehung des Stückes eine maßgebliche Rolle gespielt hat. Fast ist es so, als würde die Umgebung zu einer weiteren Mitspielerin.
Marta Zapparoli ist eine italienische experimentelle Klang- und Improvisationskünstlerin, Performerin und autodidaktische Forscherin, deren Karriere in der musikalischen Untergrund-Szene Bolognas begann. Bereits im Alter von fünfzehn Jahren begann sie ihre Ausbildung in Bildender Kunst und Sopran-Saxophon, und war auch aktiv in den Bereichen des experimentellen Theaters, Tanz, Performance und Radio Produktion. Seit dem Jahr 2000 ist sie vor allem interessiert an experimenteller Noise-Musik und war Mitbegründerin des Hotelnuclear Kollektivs. Anschließend entwickelte sie ihr Solo-Projekt, dessen Fokus vor allem auf akustischen Ökologien, Außenaufnahmen und Lärmbelastung, sowie Elektromagnetischen Frequenzen liegt. Seit 2014 arbeitet sie an einem neuen Projekt zu “unhörbaren Klängen”, das auf dem Empfang und weltweit gemachten Aufnahmen von Phänomenen durch Radiofrequenzen, von Menschen produzierten Lärm-Signalen, kabelloser Kommunikation und natürlichem Radio (VLF) basiert, die sie in ihren Live-Auftritten, Klang-Interventionen und -Installationen verwendet. In ihrer Arbeit im Bereich der Klangkunst in den letzten dreizehn Jahren ist sie zu einer der gefragtesten Künstlerinnen geworden, die mit Kassettenrekordern und Tonbandmachinen arbeitet, und eine Vielzahl an Techniken und Ausrüstung in ihren Arbeiten einsetzt: Mikrofone, Sensoren, Ultraschall, aber auch analoge Geräte (manche davon selbst gebaut), sowie seit 2014 auch Antennen, Radio-Empfänger, und Detektoren. Neben ihrem Solo-Projekt arbeitet sie zudem auch in Kollaborationen als Duo und mit größeren Gruppen von Klangkünstlern, Musikern, Videokünstlern, Tänzern, und Multimedia-Künstlern. Ihr natürlicher und trainierter Sinn für Rhythmus, ihre Erfahrung als Tontechnikerin, sowie ihre unstillbare Neugier und Hingabe führen sie dabei immer wieder zu neuen akustischen Erfahrungen. http://martazapparoli.blogspot.com/
Sabine Vogel beschäftigt sich intensiv mit modernen Spieltechniken, Klang und Improvisation und hat ein eigenes Vokabular auf ihrem Instrument entwickelt, sowohl akustisch wie auch mit Erweiterung elektronischen Equipments und bestimmter Mikrophonierung. In ihren Kompositionen vermischt sie Flötenklänge aus dem „Innen“ ihrer Flöten, die sich oft auf der Schwelle des Unhörbaren befinden, sozusagen, den „Mikrokosmos“ ihrer Klangwelt, mit Field Recordings - Aufnahmen aus dem „Außen“, dem „Makrokosmos“. In ihren ortsbezogene Arbeiten - Klanginstallationen und Live- Performances in der Natur beschäftigt sie sich mit Klang, Ort, Zeit, Moment und Erinnerung. Sabine Vogel erhielt mehrfach Arbeitsstipendien des Landes Brandenburg, war u.a. mehrfach Composer-in-Residence am EMS, Stockholm, am STEIM, Amsterdam. Im Jahr 2021 wird sie Stipendiatin in der Villa aurora in Los Angeles sein. Sie hat Solo Konzerte und Auftritte in verschiedenen Konstellationen innerhalb Europas, Australiens, Amerikas und spielte auf Festivals, wie ISEA RUHR, Ultima Festival/ Oslo, Ultraschall Festival/ Berlin, Jazzfestival /Berlin, Mona Foma/Tasmanien, NOWnow,/Sydney, High Zero/Baltimore, Internationale Ferienkurse Darmstadt, Audiograft/Oxford, Huddersfield Contemporary Music Festival /UK etc ,Tuning- In’, ein Artikel über ihre Arbeit mit ,Landscape Quartet’ - Improvisation und Klangkunst in und mit der Natur, erschien im 2015 in dem Magazin ,Contemporary Music Review’. www.sabvog.de
Die Sommerbühnen am Schlaatz sind Teil von "all überall - Potsdamer Kultursommer 2021" und werden im Bündnis aus Bürgerhaus am Schlaatz, fabrik Potsdam und dem Friedrich-Reinsch-Haus realisiert. Das Vorhaben wird im Programm Kultursommer 2021 durch die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit Mitteln aus NEUSTART KULTUR gefördert.
- Veranstaltungen
- Erwachsene, Jugendliche, Senioren
- Sommerbühne am Bürgerhaus
Schilfhof 28
14478 Potsdam - kostenfrei
- Einlass ab ca. 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn und solange die Plätze reichen. Es gilt die Abstandspflicht und die Pflicht der Kontaktdatenerfassung. Dafür bieten wir euch den Check-In mit der Corona-Warnapp oder ein Kontaktformular. Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt - für eine Regenalternative vor Ort ist gesorgt.